Liebe Hundefreunde,

erst einmal möchte ich mich für Ihr reges Interesse bedanken. Es gibt anscheinend doch noch genug Menschen, die sich nicht zu schade sind einem Hund ihr Gehör zu schenken. Vielen Dank!

Nun möchte ich zu einigen Kommentaren, die mich per Bildschirmpost erreichten, Stellung beziehen: Nein, mein Frauchen Ilka hat rein gar nichts mit diesem Blog zu tun, sie räumt mir nur den Platz auf ihrer Internetseite ein. Ja, ich kann wirklich sprechen, aber nur mein Herrchen versteht mich. Er übersetzt meine Laute ins Menschliche und schmückt das Ganze noch mit ein paar schlechten Sparwitzen auf, um es unterhaltsamer zu gestalten. In einer Zuschrift wurde gemutmaßt, dass Wortwahl und Satzstellung nicht nach dem Werk eines Hundes aussähen. Das ehrt mich natürlich. Dazu schlage ich folgendes Spaß-Experiment vor: Führen Sie jemanden mit verbundenen Augen und Ohren zum Hauptbahnhof Hannover – am Besten Samstagabend, vor den Burger King. Lassen Sie ihn nach 5 Minuten Höreindruck raten, wo er sich befindet. Er wird höchstwahrscheinlich auf das Affengehege tippen, ca. 5km weiter westlich im Zoo Hannover. Und das nicht aufgrund des stechenden Geruchs dort, sondern weil sich dort viele Menschen eher dem Primaten ähnlich gebärden. Im Umkehrschluss dazu ist es doch nicht vollkommen unwahrscheinlich, dass ein Hund sich mit einem Menschen verständigen kann, oder?

Nun möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass dies hier ein rein auf Satire basierender Blog ist. Ich unterwerfe mich hierbei nicht den Dogmen eines Tucholskis, sondern schieße, einem Somuncu ähnlich, wild um mich und hoffe auf ein paar Glückstreffer. Das mag teilweise zynisch sein, aber das ist Gesichts-Mortadella auch. Und die bekommt man in jedem Supermarkt. Mich bekommt man nur hier und ich bin doch schließlich Ihr bester Freund! Ich bin Dostojewskis Hund in der Katorga Ihres Alltags. Streicheln Sie mich! Vertrauen Sie mir! Und lachen Sie mit mir! Nicht jeder schwarze Pudel wird zu einem Mephistopheles. Und braune Labradore sowieso nicht …

Hund und Empathie

Die Frage lautet: Entwickelt der Hund Mitgefühl? Das sagt man ihm nach. Das will man bereits wissenschaftlich belegt haben und ich sage es Ihnen hier ganz deutlich. Ja, der Hund hat Mitgefühl! Er würde es auch gerne zeigen. Aber leider hat er noch kein Facebookprofil, kann nicht twittern und braucht die Gefühlszustand-Info direkt vom Menschen aus erster Hand. Das ist heutzutage sehr schwierig, im Zeitalter medialer Marionetten hinter Facebookfassaden. Männer zeigen ihre Gefühle nur bei Breitensport-Ereignissen, Frauen ihre beim gucken des Ferres-Fernsehfilms der Woche. Und beide twittern es dann zeitnah. Und jetzt soll der Hund etwas haben oder entwickeln, was der Mensch nach und nach zu entsorgen beginnt? Ja, hat er und macht er. Ich zum Beispiel habe sehr oft „Mitgefühl“ bei Spaziergängen durch die Eilenriede. Immer wenn ich Hunde sehe deren Halter links die Leine und rechts das Handy am Ohr haben, tut mir das unendlich leid. Für den Hund. Denn der hat kein Smartphone, bekommt seinen Status nicht kommentiert und Frauchen/Herrchen kümmern sich lieber um  ihren Email-Account.

www.beschisseneVorraussetzungfürEmpathie.de

Domestiziert und Interpretiert

Man gut, dass Hunde nicht sprechen können oder wollen, wie in meinem Fall. Ich rede auch nur mit Herrchen, weil ich ihm vertraue. Der ruft nicht gleich die Bild-Zeitung an, wenn ich zwei melodische Bäucherchen hintereinander mache und behauptet, ich könne die neunte Symphonie rülpsen. Mein mediales Mitteilungsbedürfnis beschränkt sich einzig und allein auf diesen Blog. Zum „Supertalent“ können ruhig andere laufen. Es gibt ja sogar schon einen Hund, dem man einen Oscar verliehen hat. Gut, Obama hat den Friedensnobelpreis und Bushido den Bambi. Das ist ähnlich skurril und da wundert es wenig, dass Hunde Filmpreise verliehen bekommen.

Und ich? Der bellende Bukowski der List, der Sofa-Sophist, der Hund der alles weiß und alles frisst?
Mein Lohn pro Blogeintrag: 5 getrocknete Fische, 3 Putenminis und eine Pferdesehne. Ein Hungerlohn für einen sprechenden Hund, der direkt und nicht über eine Zeitarbeitsfirma angestellt ist.
Aber nun zurück zum Thema. Die menschliche Interpretation der hündischen Kommunikation. Äußerst belustigend sind für mich Hundehalter, die ihrem Hund ein Spielzeug wegnehmen um dann in einer fiepsigen Stimmlage, für alle umherstehenden hörbar, mitzuteilen: „Ooooch, jetzt schaut er ganz traurig, weil sein Spieli leider BuBu machen muss.“ Der fassungslose Hund derweilen denkt das, was er in seinem Hundeleben sehr oft denken wird: Was soll der Scheiß? Die meisten Menschen sind ja auch immer noch voll davon überzeugt, dass eine wedelnde Hunderute Freude signalisiert. Mimik, Gestik und Körpersprache sind die Kommunikationsmittel des Hundes, die für den Menschen relevant sind. Es verlangt ja keiner, dass Sie Ihrem Hund am Hintern schnüffeln. Schauen Sie einfach nur SEHR genau hin. Beobachten Sie Ihren Hund genauso, wie er Sie beobachtet. Achten Sie auf Feinheiten. Versuchen Sie nicht mit einem Schraubenschlüssel ein Iphone zu bedienen. Das mag Zeit kosten, aber der Lohn für diese Mühe ist immens. Sie interpretieren nicht mehr nur, Sie fangen an Ihren Hund zu verstehen. Glauben Sie mir, dass macht das Leben für beide Seiten wesentlich einfacher. In diesen Sinne:

Interpretierst Du noch oder verstehst Du schon?

Das fehlende Glied zwischen Mensch und Hund

Der Hundemensch ist ein im Zeitraum  des letzten Jahrzehnts aus der Spezies Mensch hervorgetretenes Abstraktum. Dieses anthropologische Phänomen ist, dem rütterschen Zeitgeist entspringend, immer häufiger in freier Wildbahn zu beobachten. Folgende Merkmale zeichnen ihn aus:

  • Festes Schuhwerk
  • Unifarbenes Beinkleid, in den meisten Fällen von einschlägig bekannten Hundeherrchenausstattern                                                                                
  • Ein buntes Sammelsurium von Pfeifen und Clicker um Hals und Handgelenk
  • Futterbeutel griffbereit am Hosenbund
  • Multifunktionsdummyweste
  • Bis an die Zähne bewaffnet mit Spielis, Dummys, Bällen und anderen Wurfgeschossen

Weitere, nicht sofort erkennbare Merkmale:

  • Hundezeitschriftenabo
  • Kenntnis sämtlicher hundeerziehungsrelevanter Literatur
  • Kann das Martin Rütter Hörbuch auswendig und lacht immer noch darüber
  • Weiß ALLES über Hunde
  • Sein Hund ist eh der Beste, denn der kann das und das und das…

Der Hundemensch ist eine der liebenswürdigsten Gattungen des Menschen, ganz auf die Auslastung seines Hundes fokussiert. Meist findet man ihn auf ausgewiesenen Hundeauslaufflächen. An seiner Seite, oder besser gesagt vor ihm, wild auf und ab hüpfend, sein Hund. Im Extremfall ein kurzbeiniger Terrier, der wie ein zugekokster Raver rumhoppst. Mantraartig schießt durch seinen Kopf: WirfdenBallWirfdenBallWirfdenBallWirfdenBall, wirf endlich den Ball! Fliegt der Ball dann endlich, durchbricht der Vierbeiner die Schallmauer und steht Sekunden später wieder vor seinem Herrchen/Frauchen und wiederholt sein Mantra. Das ist kein Fehler in der Matrix, sondern die alltägliche Befriedung eines Triebes. Offenbar für Hund und Mensch gleichermaßen? Der „Eine“ ist froh, dass er Beschäftigung bietet ohne großartig nachdenken zu müssen und der „Andere“ hängt an der Nadel des Stereotypismus.

Zum Abschluss ein paar Tipps, falls Sie Kontakt aufnehmen möchten:

  • Vorsichtig annähern
  • Keinen Ball o.ä. sichtbar tragen
  • Staunenden oder bewundernden Gesichtsausdruck auflegen
  • Um ins Gespräch zu kommen, lohnt es sich ein paar Zitate von Feddersen Petersen vom Stapel zu lassen. Bei den Meisten reicht auch Rütter.