Wo ist Brutus, wenn man ihn braucht?

„Ich erziehe meinen Hund nach der Caesar-Milan-Methode!“
Diese Aussage ist mir nun in den letzten 2 Wochen gleich 3 x  zu Gehör gekommen. Jedes Mal begleitet von einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck nach Anerkennung. So wird auf der non-verbalen Kommunikationsebene folgende Information frei Haus mitgeliefert:

Ja, ich bin ein Experte. Ich hab das im Fernsehen entdeckt, mir auf Youtube angeschaut und schlussendlich das Buch gekauft. Ich weiß, wie der Hase (oder Hund) läuft!

Meine Reaktion: Ich schau mir den Hund erst mal genau an, halte beispielsweise nach Fußabdrücken an der Flanke Ausschau, Stachelwürger-Narben und Elektroschockhalsband. Wenn nichts davon zu sehen ist, hoffe ich, dass der Halter blufft und nur den Namen Milan in Zusammenhang mit Hundeerziehungsexpertise irgendwo aufgeschnappt hat. Diese Vermutung ist auch nicht so weit hergeholt, wenn man sich mal die momentane Omni-Medienpräsenz des Hundeflüster-Imperators anschaut. Wenden wir uns der Frage zu, warum dieser Mann derzeit so hofiert wird.

Ist Rütter zu langweilig? Gibt es keine anderen TV-tauglichen Hundetrainer? Oder liegt es vielmehr an der Tatsache, dass das moderne menschliche Auge sich lieber an einem Autounfall weidet, als einen Sonnenuntergang zu genießen? Jedenfalls ist Herr Milan neben seiner Tätigkeit als Ratgeber für parfümierte Promipudel-Probleme (zerkratzte Designer-Sofas, in die Louis Vuitton-Tasche gekackt) primär für eine Sache bekannt: Er macht im Handumdrehen aus der wildesten Blutrausch-Kampfhund-Bestie einen lammfrommen Vierbeiner, der so zahm ist, dass er Kinder streichelt, statt Kinder ihn.

Ja, das ist Caesar Milan. Er kam, sah und siegte …

Dieser Blog könnte den Anschein erwecken, ich wolle Herrn Milan oder seine Methoden diskreditieren. Das ist definitiv nicht der Fall. Meine eigentliche Intention ist folgende:

Ich rufe alle Hundetrainer/-halter auf, die mit der positiven Verstärkung arbeiten. Alle menschlichen Idealisten, die WIRKLICH und ABSOLUT gewaltfrei mit ihren Hunden umgehen. Erhebt eure Stimmen! Drängt in die Medien! Schreibt Leserbriefe, Mails usw. Die Zeit ist gekommen, allen Menschen (mit Hunden) zu zeigen, dass es einen Weg ohne Stachelhalsband und Metallnapf gibt! Den einzig wahren Weg!!!
(Stellen Sie sich an dieser Stelle bitte Wagners Walkürenritt als musikalische Untermalung dieses Aufrufs vor.)

Der Tag wird kommen, an dem das “Römische Reich“ der Hundeerziehung auseinander fällt. An dem die menschliche, soziale moralische Vernunft siegt!

Mir als Hund, stellvertretend für alle meine Artgenossen, bleibt jetzt nur noch eins zu sagen:

DANKE IM VORAUS!