Opportunismus

Ein Fundamentalsatz der positiven Verstärkung lautet: Alle Hunde sind Opportunisten. Kein Wunder. Bei jahrhundertelanger Domestikation hat Hund sich das wohl beim Menschen abgeschaut. Das erklärt auch, warum wir Hunde gern beim Menschen leben – es ist ganz einfach von Vorteil. Aber warum leben Menschen gerne mit Hunden? Ja, wir Hunde sind genügsam, geben bereitwillig körperliche Nähe, sind loyal, vertreiben die Zeit, fungieren als Sozialpartner, Spielkamerad, Kinderersatz und Aufpasser. Die größeren unter uns bieten sogar Schutz vor lichtscheuem Gesindel. Das sind so ein paar Eigenschaften oder Werte, die heutzutage beim Menschen eher selten zu finden sind. Ein Indiz dafür, dass der Mensch auf der Leiter der Evolution ganz oben steht, ist sein überdimensional ausgeprägter Opportunismus. Wer hoch steigt, kann tief fallen. Aber das wollen wir ja nicht hoffen – genauso wenig, wie dass der Hund irgendwann mal versteht, was „Geld“ für eine Bedeutung hat. Denn dann, liebe Frauchen und Herrchen, ist nix mehr mit ’ner Hand voll mit Frolic und einem Billigkauknochen. Dann werden die hundlichen Dienstleistungen mit barer Münze bezahlt werden müssen. Oder Ihr könnt eure scheiß Stöckchen bald selbst apportieren!

Zukunftsvision: Haushund 5.0

Der Hund mit integriertem EC-Kartenlesegerät. Erst Karte durchziehen, dann streicheln!

Wühltischwelpen

Ich habe neulich mit Herrchen ferngesehen. Da war ein Bericht über einen Zoofachhandel, der im Stile eines Discounters Hundewelpen anbietet. Mit Schaufenster und Grabbeltisch. Ich war beeindruckt. Ein weiterer Meilenstein in der Verrohung der Gesellschaft, zu der ich mich als Hund ja auch zähle. Aber viel mehr beeindruckt hat mich der Protest, der „Sturm der Entrüstung“ darüber. Was ist daran so schlimm? Man kann sich ja schliesslich seit Jahrzehnten schon Meerschweinchen, Schlangen, Fische, Karnickel usw. im Zoofachgeschäft um die Ecke kaufen. Oder vielleicht einen Hamster im Starter-Set mit Trinkflasche, Laufrad und Futternapf für 50,00€? Da kann man als Mensch Schöpfer spielen und einem Kleintier eine Welt erschaffen und es dauert nicht mal 7 Tage. Oder man geht zum Schlachter und kauft sich eine Kuh. Noch ganz frisch, in leicht zu transportierenden Stückchen verpackt. Rein theoretisch kann man die dann zu Hause wieder zusammenbauen, Lederhose drüberziehen und fertig. Aber ich glaube, die meisten Menschen essen sie dann doch lieber auf und ziehen die Hose selbst an. Also weshalb die ganze Aufregung – vielleicht weil wir Hunde dem Menschen näher stehen als die Kuh? Oder weil wir in unserem Kulturkreis nicht als Delikatesse gelten? Oder weil man uns Hunden nachsagt wir hätten eine Seele? Ja, das wird es sein! Aber im Gegensatz zum Menschen habe ich als Hund schon bemerkt, dass ALLE Tiere eine Seele haben.

Und jetzt noch mal ein gezielter Bibelwurf in Richtung unserer abendländischen Kultur: Vor Gott sind alle Menschen gleich. Aber warum nicht alle Tiere?
Ganz einfach: Der Mensch hat im Fahrstuhl der Evolution zwei Knöpfe gedrückt. Einen nach unten für Moral und Ethik, einen nach oben für Geld und Ego.
Und wenn dann ganz oben die Tür aufgeht, kann man Einwegwelpen im Zehnerpack bei Aldi kaufen und vielleicht auch irgendwann einmal Menschenkinder, natürlich mit Gebrauchsanweisung in mehreren Sprachen.