Opportunismus

Ein Fundamentalsatz der positiven Verstärkung lautet: Alle Hunde sind Opportunisten. Kein Wunder. Bei jahrhundertelanger Domestikation hat Hund sich das wohl beim Menschen abgeschaut. Das erklärt auch, warum wir Hunde gern beim Menschen leben – es ist ganz einfach von Vorteil. Aber warum leben Menschen gerne mit Hunden? Ja, wir Hunde sind genügsam, geben bereitwillig körperliche Nähe, sind loyal, vertreiben die Zeit, fungieren als Sozialpartner, Spielkamerad, Kinderersatz und Aufpasser. Die größeren unter uns bieten sogar Schutz vor lichtscheuem Gesindel. Das sind so ein paar Eigenschaften oder Werte, die heutzutage beim Menschen eher selten zu finden sind. Ein Indiz dafür, dass der Mensch auf der Leiter der Evolution ganz oben steht, ist sein überdimensional ausgeprägter Opportunismus. Wer hoch steigt, kann tief fallen. Aber das wollen wir ja nicht hoffen – genauso wenig, wie dass der Hund irgendwann mal versteht, was „Geld“ für eine Bedeutung hat. Denn dann, liebe Frauchen und Herrchen, ist nix mehr mit ’ner Hand voll mit Frolic und einem Billigkauknochen. Dann werden die hundlichen Dienstleistungen mit barer Münze bezahlt werden müssen. Oder Ihr könnt eure scheiß Stöckchen bald selbst apportieren!

Zukunftsvision: Haushund 5.0

Der Hund mit integriertem EC-Kartenlesegerät. Erst Karte durchziehen, dann streicheln!

Die stille Treppe

Die große Diskussion: Wie erziehe ich meinen Hund richtig? Mit positiver Verstärkung? Das ist doch Wattebauschwerfen und Stuhlkreis mit Hund, oder? Lieber die harte Tour, Alphawurf und Schnauzengriff? Was tun, wenn der Hund nicht gehorcht? Auf die stille Treppe schicken oder Metallnapf vor die Schnauze hauen? Fragen über Fragen, auf die jeder Hundeexperte eine Antwort weiß. Nur leider jeder eine andere. Für mich als Hund wirkt die Debatte um die „richtige“Hundeerziehung eher wie ein Profilierungswettbewerb unter Kleingärtnern. Jeder kann und weiß es besser! Nun geht es hierbei aber nicht um Heckenschnitt und Rosensaat, sondern um Lebewesen – was meiner Meinung nach ein bisschen in den Hintergrund geraten ist. Fragen wir doch einfach den Hund, welche Form der Erziehung er bevorzugen würde. Er antwortet nicht? Dann fragen wir halt doch den Menschen. Angenommen Sie würden über eine rote Ampel gehen, welche Konsequenz wäre Ihnen lieber?

a) Eine mündliche Verwarnung

b) 20 Stockhiebe auf die nackten Fusssohlen

Klare Sache, aber mal angenommen „Antwort b“ wäre die Konsequenz, warum würden Sie dann nicht mehr bei rot über die Straße gehen? Ganz klar, aus Angst vor der Konsequenz. Möchten Sie, dass Ihr Hund Angst hat? Wenn ja, geben Sie Ihn in liebevollere Hände und pachten Sie ’nen Kleingarten.